Seit einiger Zeit wissen wir schon, dass die HCL eine Neuerung des alten IBM-Lizenzdschungels plant. Anfang Dezember 2019 haben wir euch bereits die HCL Domino Complete Collaboration Lizenz erstmalig in dem folgenden Blogartikel kurz vorgestellt. Mittlerweile haben wir aber schon ein paar mehr Infos zur neuen Lizenzform herausbekommen, welche wir euch in diesem Artikel vorstellen möchten. Seit den Artikeln der HCL Vertreter Uffe Sorensen (englischer Artikel) und Tom Zeizel (deutscher Artikel) zur Complete Collaboration Bundle Lizensierung wissen wir, dass das Vorhaben der Neuerung immer konkreter wird und das bisherige Lizensierungsmodell für HCL Domino in Zukunft stark vereinfacht werden soll. In diesem Sinne möchte die HCL auch Abstand nehmen von einer reinen Serverlizensierung – wie sie unter IBM z.B. beim Utility Server und beim Xwork Server zum Einsatz kam - und hin zu einem Per-User-Modell. Im Idealfall sollen auf diese Weise alle Lizenzfälle mit einer einzigen Lizenzform abgedeckt werden, dem HCL Domino Complete Collaboration Bundle (CCB).
Was sind die Konditionen der CCB-Lizensierung?
Die CCB Lizensierung ist im Prinzip der Nachfolger der ehemaligen CEO Communications Lizenzen, mit dem Unterschied, dass man mit den CCBs nicht grundsätzlich jeden Mitarbeiter, der einen PC-Arbeitsplatz hat, lizensieren muss, sondern nur diejenigen, die Notes nutzen möchten, bzw. entsprechende Zugriffe auf Anwendungen auf dem Domino-Server benötigen.
Abb. 1: Schaubild CCB-Lizensierung (Quelle: HCL - "Use Utility Server for hosting Web apps" ist durch die beiden integrierten Gast-User in CCB ersetzt worden - s.u.)
Laut den beiden oben genannten Artikeln zur CCB-Lizensierung, gibt es in dieser Lizenzierungsform ab sofort zwei Gast-User-Arten, welche nicht extra lizensiert werden müssen:
- User mit anonymen Web-Zugriff, welche nur Lesezugriffe auf Web-Anwendungen benötigen
- authentifizierte Gast-User, welche auf den Depositor-Zugriff (Einlieferer) in der Zugriffskontrollliste jeder Datenbank beschränkt sind. Personen mit Depositor-Rechten können innerhalb einer Anwendung, Dokumente erstellen, replizieren und kopieren, diese aber nicht bearbeiten oder löschen (auf diese Weise können Domino- oder Volt-Webanwendungen wie Umfragen, oder andere Datenerfassungen kostenfrei von externen Usern genutzt werden). Zusätzlich können Einlieferer Dokumente und Inhalte, die als „Public“ gekennzeichnet sind lesen und bearbeiten. Unserer Meinung nach ist die Beschränkung auf den Depositor-Zugriff schon eine sehr große Hürde für viele Domino Anwendungen, die externen Usern zur Verfügung gestellt werden sollen. Allerdings wird sie wohl in Zukunft die einzige Möglichkeit bleiben, einer unbegrenzten oder unkontrollierbaren Anzahl an nicht lizenzierten Anwendern Zugriff auf einen Domino Server zu geben, denn…
Abschied vom der reinen Serverlizensierung
…leider bedeutet die Vereinfachung der Domino-Lizenzierung auch, Abschied nehmen zu müssen von den beiden reinen Anwendungsservern, die IBM uns bescherte, dem Utility-Server (Express) und dem Xwork-Server, die einer unbegrenzten Anzahl an „externen“ Anwendern Zugriff auf Domino Anwendungen gaben. Besonders der Xwork Server war bei Domino-Entwicklern sehr beliebt, ersparte er doch im Gegensatz zum Utility Server die komplizierte Processor-Value-Unit-(PVU)-Zählung und gab sich mit einer Limitierung der Anzahl an Datenbanken pro Server zufrieden.
Abb. 2: Schaubild Xwork Server-Lizensierung (Quelle: IBM - "CAL required" heißt im aktuellen Kontext "CCB required")
HCL-Kunden, die bereits Xwork-Server-Lizenzen besitzen, können diese vorerst verlängern oder weitere hinzukaufen. Komplett neue Xwork-Server-Lizenzen bekommt man aktuell allerdings nicht mehr. Den Xwork-Server gibt es leider nur noch bis zur Domino Version 10.
Die Vereinfachung der damaligen IBM-Lizensierung finden wir natürlich super, allerdings sehen wir durch den zukünftigen Wegfall des Xwork-Servers tatsächlich schon einige Anwendungsfälle, die die CCB-Lizensierung leider nicht optimal abdeckt. Beispielsweise ist die CCB-Lizensierung nicht optimal für Anwendungen, auf die sehr viele und ständig wechselnde externe User zugreifen müssen, welche aber mehr als nur den Lesezugriff oder Depositor-Zugriff auf die Anwendungsinhalte benötigen.
Für uns Anwendungsentwickler galt der Xwork Server immer als perfekte Einstiegsmöglichkeit, nicht Domino-Kunden unsere Anwendungen zur Verfügung zu stellen, da nicht die Anwender lizenziert sein mussten, um auf den Server zugreifen zu können, sondern die Anzahl an Xwork-Server-Installationen. Da der Domino Server aber unter Führung von HCL wirklich wieder sehr viel Mehrwert vor allem als Anwendungsserver bietet, wird dieses Einsatzszenario auch mit der CCB-Lizenzierung für viele Kunden weiterhin attraktiv bleiben.
Viel mehr Sorgen bereiten uns Anwendungsfälle für externe Applikationen, die ein Unternehmen für seine Kunden oder Lieferanten verfügbar machen möchte. Die Möglichkeiten des Depositor-Zugriffs sind hier sehr schnell ausgeschöpft und reichen unserer Meinung nach nicht annähernd aus, den Kunden und Lieferanten die gewohnten Funktionsumfänge und vor allem Sicherheitsaspekte des Domino Servers bereit zu stellen. Es ist schön, dass HCL die beiden Arten der Gastzugänge kostenlos in die CCB-Lizenzierung integriert. Wenn diese jedoch nicht sinnvoll nutzbar sind, sollte diese Art und Weise der Lizenzvereinfachung noch einmal überdacht werden, findet ITWU. Was meint ihr?
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